LORD MOUNTAIN The Oath Album Review

Am 20. Januar erschien auf dem Label King Volume Records das Debüt der Doom Metal-Band Lord Mountain, die sich 2014 in Santa Rosa, Kalifornien gegründet hat. Zwei Jahre später gab es ihre erste EP, ein Probelauf, der jetzt in einem kompletten Album namens „The Oath“ voller Riffs mündete.
Die vier Musiker Jesse Swanson (Gesang und Gitarre), Andy Chism (Bass), Pat Moore (Schlagzeug) und Sean Serano (Gitarre) haben sich zusammengetan, um eine Musik zu kreieren, die Elemente aus traditionellem Doom, Heavy Metal, Heavy Rock und anderen klassischen Genres enthält. Es bleibt nicht aus, dass hier sofort Bands wie Pentagram, Pagan Altar oder Wichfynde ins Gedächtnis kommen, und: natürlich die Überväter Black Sabbath.
Auf ihrem Bandcamp-Profil heißt es außerdem:
„Voller gefährlicher Abenteuer und düsterer Klagelieder ist The Oath mehr eine Reise als eine Sammlung von Songs. Jesse Swanson, der Leadsänger und Songschreiber, erschafft Halluzinationen von hoch aufragenden Türmen und bodenlosen Abgründen, die es mit dem Schwert in der Hand zu erkunden gilt“.
Der Drang, dass alles seine magische Ordnung hat, sorgt dafür, dass sich das Album in einem High Fantasy-Setting seinen Platz sucht, in dem es um Themen wie Pflicht oder Loyalität geht. Themen, die so unvergänglich sind wie alle großen Dinge – und so auch die Tradition des erzählerischen und tiefgründigen Heavy Rocks.
The Oath“ ist ein ernsthaftes und durchdachtes Werk, ein unverfälschter Auftritt der Band, die epische Geschichten zu erzählen hat. Ihre selbstbetitelte EP von 2016 zeigte bereits eine Annäherung an den Sabbath-Groove der 70er Jahre und einen Hauch des traditionellen Metal zu Beginn der 80er Jahre. Sicherlich ein guter Start, aber nichts Außergewöhnliches in Bezug auf die Frage, wo genau psychedelischer Doom Metal auf die eher kuriose Seite des traditionellen Stoner-Sounds trifft.
Obwohl wir auf dieser Platte an viele andere Heavy Doom Bands erinnert werden, muss man mit dem Begriff Doom an sich vorsichtig umgehen, um keinen falschen Eindruck zu bekommen. Viele werden bei diesem Begriff unweigerlich das dramatische Genre heraufbeschwören, das Candlemass bedeutend mitgeprägt haben. Candlemass haben die Gangart des Heavy Metal der mittleren 80er Jahre sicherlich stark beeinflusst und damit quasi beinahe schon eine Gegenbewegung zum immer schneller und härter werdenden Mainstream begründet. Dabei kann man leicht vergessen, dass der Doom vor Candlemass eine noch gänzlich andere Bedeutung hatte und nicht zwangsläufig an der Entwicklung des Heavy Metal teilnahm, was sich vor allem an der Rückbesinnung auf die 70er-Jahre-Jams und des Psychedelen im Bereich des Stoner Doom und des Retro Rock zeigt. Man kann fast schon behaupten, dass Candlemass das Psychedele gegen das Epische eingetauscht haben.
Dennoch finden wir hier eine gewisse Schattierung epischer Heavy Metal-Riffs, gepaart mit der obligatorischen Sabbath-Verehrung, vor allem der Zeit vor ’76, die auf den straff komponierten Stücken eine ernstzunehmende erzählerische Tonalität annehmen. Es ist dies der Sound, der Fans von Cirith Ungol und Pagan Altar auf natürliche Weise anspricht, auch wenn der Gesang hier im Vergleich zu den alten Größen etwas zurückgenommen und verhalten klingt. „The Oath“ löst dieses bestimmte Kribbeln im Hinterkopf aus, während man versucht, sich an Bands zu erinnern, die ähnlich klingen.
Eine direkte Gegenüberstellung der üblichen Verdächtigen führt nicht unbedingt zu einer garantierten Ähnlichkeit. Das Gleichgewicht der Elemente ist hier so ausgewogen, dass Fans des Genres das Album wie vertraute Luft atmen werden, die dennoch nicht abgestanden wirkt.
Acht Songs bekommen wir hier geboten. Jeder für sich könnte einen ganzen Roman ausfüllen, und alles beginnt mit Well of Fates, dem Brunnen der drei Nornen, die auch als Schicksalsgöttinnen bekannt sind. Hier finden wir das Credo eines Kriegers, der mit dem Schwert lebt und durch das Schwert stirbt, der seine Rolle in der Welt akzeptiert und sich weder rühmt noch beschwert.
Nach dem zweiten Refrain folgt ein fantastisches Solo, das sich anhört, als ob es in zwei Abschnitte aufgeteilt wäre, die jeweils von einem anderen Gitarristen gespielt werden. Die beiden mischen sich perfekt und tragen dazu bei, den Song mit einer starken Note zu beenden.
Da Swansons Gesangsdarbietungen in gewissem Maße mit umherschwirrenden Echos unterlegt sind, ist der Kompromiss zwischen riffbetonten Abschnitten, von Solos getriebenen Breaks und Gesang gut bemessen, wodurch im MIx eine freie Stelle für den Gesang geschaffen wurde, so dass er nicht völlig vom Dröhnen der Gitarren begraben wird. Eine Technik, die man heute so kaum mehr, dafür aber hauptsächlich in den 70ern findet. Der leicht unscharfte Gitarrensound hat diese gewisse altertümliche Note, die ziemlich dominant und rhythmisch dennoch Platz für den Rest der Band lässt, die in einem weit geöffneten und rätselhaft anmutenden Raum zu stehen scheint.
Der Modus und das Gefühl jedes der ersten drei Stücke (mit Ausnahme des kurzen instrumentalen Intermezzos in der Art wie Tony Iommi es auf Master of Reality verwendet haben könnte) halten einen zusammengehörigen Spannungsbogen aufrecht, in dem cleveres und traditionelles Doom-Handwerk auf eine leidenschaftliche und treibende Darbietungen trifft. Der Bass in „The Last Crossing“, gepaart mit den harmonischen Gitarrenleads, die die Kernmelodie der Hauptstrophen einrahmen, ist eines der herausragenden Beispiele für das gesamte Album.
Der Weg, den wir als Hörer beschreiten, wird dunkler, während auch die Prüfungen zunehmen… doch die Helden kämpfen weiter. Der klanglich dunkle Schleier der ersten Seite lüftet sich nicht ganz, wenn wir in die zweite Hälfte des Albums einsteigen, aber es wird bald klar, dass wir auf ein Ziel, einen Höhepunkt und eine Anomalie zusteuern, sobald wir mit dem temperamentvollen Riff von „Chasm of Time“ konfrontiert werden. Der Songs ist nichts weniger als ein Schwertgesang und dieser Schwung verleiht dem folgenden „The Sacrifice“ als dem wohl traditionellsten Stück des ganzen Albums ein gewisses zentrales Gewicht, obwohl „Serpent Temple“ dieses Ideal mit seinem treibenden Tempo aufrechterhält.
Natürlich ist das große Finale von „The Oath“ ein weiterer Höhepunkt für die Mannen, die in den Krieg ziehen und die wissen, dass der Tod das Ergebnis sein wird. Der Text verherrlicht diese Szene, aber in Wahrheit deutet der Tonfall darauf hin, dass die Treue derjenigen, die bereit sind, ohne Fragen an die Obrigkeit zu sterben, ein schändlichen Akt ist. Klar kann man darin so etwas wie eine Kritik hineindeuten, je nachdem, wie man das als Hörer aufnimmt. Zumindest deutet es darauf hin, dass sich die Texte von „The Oath“ nicht auf ein eskapistisches Fantasy-Spektakel beschränken.
Für die alteingesessenen Heavy Doom-Fans, die mit den meisten modernen Bands im Vergleich zu den alten Größen weniger anfangen können, weil sie zu sehr auf Nummer Sicher zu gehen scheinen und weniger Persönlichkeit besitzen als die alten Helden, dürfte diese Scheibe interessant werden, weil sie nicht auf Effekthascherei setzt, sondern durch ihr erdiges Sounddesign und den fein abgestimmten Arrangements in genau jene Kerbe schlägt, die nicht absichtlich auf alt getrimmt ist, sondern dieses mystische, hypnotische Gefühl erzeugt, das der geneigte Kenner dieser Musik in allen Veröffentlichungen sucht – und oft genug nicht findet.
Label: Kozmik Artifactz
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Host im Podcast "Work of Sirens"