Genre-Guide: NWOBHM

Wie immer, wenn es um Begriffe und Genres und ihre Abgrenzung zu anderen Formen geht, sind die Schwierigkeiten bereits vorprogrammiert. Die meisten Genres, die wir heute als solche akzeptieren, waren eine Erfindung der Musikpresse und NWOBHM ist da keine Ausnahme. Der Begriff impliziert sogar mehrere Fakten auf einmal: erstens, dass es eine ältere Welle gegeben haben muss (New Wave – Old Wave) und zweitens, dass es sich dabei um eine Spielart aus dem britischen Königreich handelt (Britisch Heavy Metal). Tatsächlich aber gab und gibt es Bands, die musikalisch gar nicht vom Sound der NWOBHM zu unterscheiden sind, aber aus einem anderen Land stammen. Für diese hat man zunächst den eigentlichen Begriff Heavy Metal geltend gemacht, wenn nicht sogar New Wave of Heavy Metal. Mittlerweile haben wir ja längst eine weitere Welle, die sich als eine Renaissance des klassischen Heavy Metal versteht, die New Wave of Traditional Heavy Metal. Dieser Begriff ist weitaus unverfänglicher, weil er viel leichter als die NWOBHM alle Bands, die gegenwärtig traditionellen HM spielen unter Dach und Fach bringt, egal woher die Bands stammen und egal, wie unterschiedlich sie klingen.

Damals war die NWOBHM eine authentischere und lebendigere Stimme für die vergessene Jugend als es der Punk je war. Im Punk wimmelte es nur so von Modefans und Wichtigtuern, die sich nicht für die Musik interessierten und die Arbeiterkinder, die sich von ihnen angezogen fühlten, verachteten – man sehe sich nur an, wie schnell sie alle den Punk verließen, um zu den New Romantics zu wechseln, wo es keine hässliche Gitarrenmusik gab, die den Pfauen in die Quere gekommen wäre. Heavy Metal war so uncool, wie man nur sein konnte – es gab darin keine Künstlichkeit, keine Anpassung an die Mode, keinen Anspruch darauf, etwas anderes zu sein als das, was es war; schamloser Lärm, Kids in Jeans und Lederjacken, die sich die Haare so lang wachsen ließen, wie es ihnen die Eltern oder die Arbeitgeber erlaubten. Es war die Musik der Fabrikarbeiter und der jugendlichen Außenseiter, und sowohl die Bands als auch die Fans wurden von der Musikpresse und ihren Lesern, dem Radio und dem Fernsehen – oft mit unverhohlener Klassenverachtung – belächelt. Heavy Metal war die wahre Außenseitermusik der späten 1970er und frühen 1980er Jahre. Aber natürlich ist es sehr wahrscheinlich, dass es ohne den Punk keine New Wave gegeben hätte. Und als dann die Plattenfirmen ihre Gier neu entdeckte, da sprangen auch opportunistische Punkbands auf den Zug auf und erfanden sich ale Heavy Metal Bands einfach neu.

Die ewige Debatte, ob Motörhead, Judas Priest, Budgie und Girlschool zur NWOBHM gehören wird wohl auch für alle Zeiten weitergeführt werden, weil die Antwort davon abhängt, ob man die New Wave als Genre oder als Bewegung begreift. Und selbst Venom werden da immer wieder Thema sein, weil sie sich natürlich völlig anders anhören als alle andere Bands zu dieser Zeit und sie weder zu irgendeiner Bewegung noch zu einem Genre passen. Wenn man möchte, findet man natürlich immer irgendwelche Gemeinsamkeiten in seinen Argumenten und natürlich auch dagegen. Und dann gibt es noch die Bands, die von sich aus sagen, dass sie nie dazu gehört hätten, wie etwa Def Leppard, die sich ja sehr schnell auf den amerikanischen Markt konzentrierten und denen ihre Anfänge in der britischen HM Szene eher wie ein Klotz am Bein vorkam. Und Def Leppard lieferten dann später auch die Blaupause für das, was der NWOBHM eigentlich das Genick brach: saubere kommerzielle Produktionen für den US Markt, der auch von den britischen Plattenfirmen gefordert wurde und dem viele Bands – wie Diamond Head oder Tygers of Pan Tang nicht gewachsen waren, weil sie anders wie Def Leppard, da gar nicht hin wollten. Technisch gehört das erste Def Leppard Album “On through the Night” definitiv zum Sound, der Anfang der 80er entstand. Produziert wurde es von Tom Allom, der 1980 ja auch British Steel von Judas Priest produzierte und damit auch die Frage beantwortet, ob man Judas Priest überhaupt dazu zählen sollte, eine Band, von der man sagen kann, dass sie eigentlich darauf wartete, dass sowas wie die NWOBHM irgendwann einmal ums Eck kam.

Kommen wir aber noch einmal zum Sound der New Wave. Grundsätzlich kann man auch den auf eine Formel herunterbrechen. Und zwar, dass hier eben nicht Black Sabbath oder Deep Purple für die Riffs Pate standen, sondern ältere Priest, härtere UFO und sogar der Proto-Power-Metal von Rainbow. Das ist eine Formel, die wir bei allen Unterschieden, bei vielen Bands dieser Ära beobachten können, die also nicht die First Wave of Heavy Metal als Ausgang nahmen, sondern die Second Wave. Tatsächlich gab es mit Samson noch eine Band, die behauptete, nie Teil der Bewegung gewesen zu sein, und das ist hier vielleicht sogar richtig, weil man Samson in vielen ihrer Songs anmerkt, das sie noch sehr mit dem 70er Jahre Blues liebäugeln. Das taten zwar auch Saxon, wenn man genau hinhört, aber die vereinfachten ihre bluesy Riffs ähnlich wie ACDC das machten und fügten einfach mehr Up-Tempo hinzu. Überhaupt vergisst man oft zu erwähnen, dass ACDC einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die Bands der New Wave hatten, was allein schon daran lag, dass sie auf der Insel lebten oder sich oft dort aufhielten, die Youngs sind ja beide in Schottland geboren. Das mag man jetzt nicht raushören, weil eben viele verschiedene Einflüsse zusammenkommen, aber allein bei Saxon, die ja eine der britischsten Bands sind, die man überhaupt kennt, kann man das vielleicht ein wenig nachvollziehen, was da alles zusammenkommt.

Was aber ebenfalls in der ganzen Debatte immer wieder unterschlagen wird, ist, dass auch die Kanadier Rush einen großen Einfluss auf die britischen Bands hatten. Das beste Beispiel hierfür sind manche Passagen von iron Maiden, die von Beginn an progressive Elemente verarbeiteten, nicht erst mit ihren voranschreitenden Veröffentlichungen, sondern tatsächlich auch schon mit Paul Di Anno am Gesang. Man spricht ja immer von der punkigen Kante der ersten beiden Alben, aber die ist in Wirklichkeit gar nicht so ausgeprägt wie das progressive Element. Wunderlich ist das natürlich nicht, weil Steve Harris ja immer schon ein großer Prog-Fan war. Deshalb ist auch die Debatte über die heutigen Iron Maiden eher befremdlich, weil der Weg vom Debüt bis hin zu Senjutsu ein völlig logischer und konsequenter ist.

Schauen wir uns jetzt mal ein bisschen die Geschichte an.

Es war der 8. Mai 1979: In der Londoner Music Machine (Koko genannt und noch früher Camden Palace) eröffneten Angel Witch und Samson für Iron Maiden. Das gilt der offizielle Beginn der NWOBHM gilt. In Wirklichkeit brodelte das britische Hard’n’Heavy-Unterholz schon seit einiger Zeit, aber der Begriff “New Wave of British Heavy Metal” wurde zum ersten Mal am 19. Mai 1979 im Sounds-Magazine in einem Bericht von Geoff Barton über das legendäre Londoner Konzert geprägt und verwendet.

Das Akronym selber stammt – das hat Barton selbst in Interviews immer wieder betont – eigentlich vom Redakteurs Alan Lewis, dem späteren Gründer des berühmten Kerrang!, aber Barton war eben der erste, der es in seinem Artikel verwendet hat. Deshalb wird’s ihm zugeschrieben.

Es besteht natürlich kein Zweifel daran, dass dieses DIY der Punk-Bewegung die NWOBHM irgendwie angestoßen hat, und junge britische Rocker sich das abgeschaut hatten, d.h. ihre Gigs selbst zu bewerben und zu organisieren, ihre eigenen Platten zu produzieren, sie zu verkaufen und sie völlig unabhängig zu promoten.

Es war die schlichte Idee, dass es für jemanden – für jeden – möglich war, eine Gitarre in die Hand zu nehmen, sich hinter ein Schlagzeug zu setzen, ein Mikrofon in die Hand zu nehmen, irgendeinen grässlichen Krach aufzunehmen und ihn ohne die Unterstützung einer Plattenfirma mit riesigen Summen zu veröffentlichen. Dieses damals verrückte Konzept traf den Nerv von Tausenden unzufriedener junger britischer Rocker.

Für eine Bewegung, die fast so schnell vorbei war, wie sie begann, hat die New Wave Of British Heavy Metal in der Folge und wahrscheinlich bis heute mehr Platz in Musikzeitschriften eingenommen als die meisten anderen Genres. Selbst einige ihrer Hauptakteure und eifrigsten Fans sind sich nicht sicher, ob es sich dabei wirklich um eine Bewegung handelte, und ziehen es stattdessen vor, sie als die glücklichsten Tage des britischen Metals zu bezeichnen und den Begriff selbst als einen Irrtum, der von der Musikpresse mit übertriebener Bedeutung belegt wurde. Und das kann man ja auch noch heute so sehen. Da werden Bands wie Motörhead und Judas Priest reingepackt und sogar immer öfter alle Bands, die gar nicht von der Insel stammen, aber eben klassischen Heavy Metal spielen, eben sogar Bands von heute – und das ist technisch gesehen natürlich ein Fehler, denn die NWOBHM war vor allem ein zeitlich begrenzter Wirbelwind und schon gar kein Genre.

Denn in Wirklichkeit hatte die NWOBHM gar keinen spezifischen oder gar einheitlichen Sound, aus dem sich ein ganzes Genre ableiten ließ. Da gab es einen wesentlich breiteren Schmelztiegel von Bands mit einer immensen Vielfalt an Musikstilen. Viele NWOBHM-Bands hatten gemeinsam, dass sie mehr oder weniger zur gleichen Zeit entstanden. Abgesehen von ihrem Pioniergeist und der gelegentlichen Erwähnung Satans waren eine Reihe von Bands wie Venom, Jaguar, Shiva, Sledgehammer, Mythra, White Spirit, Angel Witch und viele andere musikalisch oft Tausende von Kilometern voneinander entfernt.

Neben Geoff Barton gab es weitere Persönlichkeiten, die einen wichtigen Beitrag zur Entstehung der NWOBHM leisteten, und eine der wichtigsten unter ihnen ist natürlich Neal Kay, Discjockey, Promoter und Wahrzeichen des Bandwagon Heavy Metal Soundhouse: einer der legendären Veranstaltungsorte der NWOBHM. The Bandwagon war ein Ort, an dem sich Heavy-Metal-Fans wohlfühlen konnten, als die wachsende Begeisterung für diese Musik die jungen Rocker im Vereinigten Königreich zu infizieren begann.

Kay hatte eine fast messianische Qualität als Bewahrer der Hardrockflamme, indem er Stücke aus den frühen Siebzigern mit Material aus der Gegenwart abwechselnd spielte. Geoff Burton, der im Sommer 1978 in der Wochenzeitschrift Sounds dann eben auch über Kay’s Soundhouse berichtete, war von der Atmosphäre und dem Charakter der Szene im Soundhouse sehr angetan.

Zu Kays Lieblingsbands gehörte Led Zeppelin, Deep Purple, Free, Bad Company, Thin Lizzy, Status Quo und Pink Floyd. Das ist das, was heutigen Generationen vielleicht ein bisschen fehlt: nämlich ein tieferes Musikverständnis, wenn es um die Grundlagen geht. Da werden schon mal ältere Band heruntergebetet, aber ohne ein wirkliches Verständnis und eine wirkliche Beschäftigung mit dieser Musik bleibt vieles einfach nur modisches Geschwätz.

Von Woche zu Woche befragte Neal das Publikum nach seinen Lieblingstiteln und legte damit den Grundstein für die Heavy Metal Charts, die bald auch regelmäßig in einer Rubrik im Sounds erscheinen sollten.

Angestachelt durch Leidenschaft, unterstützt durch ein umfangreiches Wissen und ein außergewöhnliches 9000-Watt-Soundsystem, war das Soundhouse bereit für den Erfolg, aber vor allem bereit, die NWOBHM aufkeimen zu lassen, weil Kay vor allem den Newcomern in der Underground-Szene Raum gab.

Das klassischste Beispiel ist natürlich Iron Maiden. Neal hörte sie zum ersten Mal 1978, als Steve Harris ihm persönlich das Prowler-Demo übergab. Kurz darauf kontaktierte ein begeisterter Neal Kay Steve Harris und schlug ihm vor, dass Iron Maiden in der Music Machine in London spielen sollte, zusammen mit Angel Witch und Samson. Als er das erste Mal das Maiden-Demo im Soundhouse laufen ließ, drehten alle durch und danach war das Demo drei Monate lang in den Soundhouse-Charts!

Eine weitere wichtige Figur in dieser Zeit war Tommy Vance, der im November 1978 begann, die Friday Rock Show auf den BBC-Radiofrequenzen auszustrahlen. Dort wurde also damit begonnen, das im Radio zu spielen, was Kay im Soundhouse laufen ließ.

Stilistisch war die NWOBHM also eine sehr breit gefächerte Geschichte, die alles von grenzwertigem AOR, Boogie und Proto-Power-Metal bis hin zum Neandertaler-Lärm von Venom umfasste. Dennoch hat diese Welle unter Kennern des Old School Metal einen mythischen Status erlangt und verkörpert einen Geist der Innovation und Unabhängigkeit, der nach Ansicht vieler nie wieder übertroffen wurde. Auch nicht vom späteren Thrash- oder Death Metal.

Unbeeinflusst von den Eitelkeiten der Rockgrößen der 1970er Jahre – Led Zeppelin, Deep Purple, Emerson, Lake & Palmer, Pink Floyd und anderen – verließ sich die NWOBHM auf ihren Mut und ihre schiere Entschlossenheit, um dem Teufelskreis der Arbeitslosigkeit und der sozialen Ausgrenzung zu entkommen, und brachte auf diesem Weg einige verdammt gute Platten heraus.

Wie die meisten Legenden ist auch die Geschichte der NWOBHM in der Zeit stehen geblieben, ihre wilde Romantik in Stein gemeißelt, ihre harten Wahrheiten beschönigt oder verzerrt. Von den Bands, die das Feuer mit Blut, Schweiß und Bier schürten, gedenkt man dem Mythos der Gefallenen und verklärt die Überlebenden durch eine rosarote Vergangenheit. Wenn man jedoch die Akte “Wo sind sie jetzt?” öffnet, findet man eine Fülle von großartiger Musik, die noch immer gemacht wird, denn wie wir alle wissen, ist es die Leidenschaft und nicht irgendeine Mode, die einer Szene Halt gibt, die ohnehin unter dem Radar des Mainstream schwebt. Und das ist vielleicht auch der Grund, warum der Heavy Metal immer noch lebt, während alles andere für sich längst nicht mehr funktioniert.

Seien wir mal ehrlich – 90 bis 99% von allem was es gibt ist minderwertig, deshalb erinnern wir uns alle an die guten Sachen. Es war nicht einfach nur Glück oder ein gutes Management, das Iron Maiden zu dem gemacht hat, was sie damals waren und heute sind – sie hatten diese spezielle Art von Songs. Letzten Endes hängt der Aufstieg und Fall von Bands, egal in welchen Genres, davon ab, wie viele Leute ihre Musik mögen. Die meisten NWOBHM-Bands hatten einfach nicht das Zeug dazu, den Kurs zu halten oder sich bei einem Publikum, das nur allzu oft nicht unbegrenzt Geld für Platten ausgeben konnte, von ihren Kollegen abzuheben.

Ein Teil des Problems bei der Definition der NWOBHM ist die Tatsache, dass Metal auch damals schon keine neue Sache war, sondern einfach ein Sound, der einige Jahre zuvor eben nicht gerade populär war. Wenn wir es genau nehmen wollen, könnten wir den NWOBHM-Sound als den schnellen, kantigen, von Judas Priest inspirierten Metal von Maiden und Saxon sehen, aber wenn wir ihn einfach als eine Bewegung neuer Bands betrachten, die Ende der 1970er Jahre aufkamen, dann gibt es erstaunlich wenig Verbindung zwischen den Bands. Da gibt es die bluesigen Boogie-Shuffles von Samson (mit dem späteren Maiden-Frontmann Bruce Dickinson) oder Vardis, den Glam-Stil von Girl, den Led-Zeppelin-artigen Bombast von Diamond Head (die vielleicht ganz groß rausgekommen wären, wenn sie nicht zu lange gewartet hätten und erst Platten veröffentlichten, als die Szene schon gesättigt war), der LA-Cock-Rock von Tokyo Blade oder die lärmigen Klänge von Raven und Venom – wobei letztere natürlich zu einer der wichtigsten Bands in der Geschichte des Metals werden sollten, als sich das Genre in immer mehr Nischenabteilungen aufspaltete. Hätte man der Musikpresse damals gesagt, dass Venom ein ganzes Subgenre begründen und Hunderte, vielleicht Tausende von Bands beeinflussen würde, hätten sie einem ins Gesicht gelacht, so wie sie die Band 1980/81 unerbittlich verhöhnt haben. Musikjournalisten eben. Was wissen die schon?

Als eine der erfolgreichsten Bands der zweiten Reihe ist die Geschichte von Raven typisch für die NWOBHM. Nach drei erfolgreichen Alben auf dem Neat-Label wurde das Trio aus Geordie von Atlantic Records aufgegriffen, die sofort begannen, die Band in eine kommerziellere Richtung zu drängen. Als diese Politik scheiterte, wurde die Band im Regen stehen gelassen und musste die Scherben aufsammeln, als der Mainstream-Metal sich weiterentwickelt hatte. Das beanstandete Album – The Pack Is Back von 1986 – war ein chaotischer Kompromiss, der weder der Band, den Fans noch dem Label gefiel.

Diamond Head lösten sich auf, als sie sich mit ihrem ehrgeizigen dritten Album Canterbury einem enormen kommerziellen Druck aussetzen, als sie sich nämlich den Def Leppard-Produzenten Mike Shipley ins Boot holten, der an eine Perfektion gewöhnt war, zu der Diamond Head noch gar nicht bereit war. Alles schien plötzlich so weit weg von dem entfernt zu sein, weshalb sie angefangen hatten, Musik zu machen.

Von Diamond Head einmal abgesehen, waren die Tygers Of Pan Tang wahrscheinlich die kommerziell erfolgreichste NWOBHM-Band, die nie ein die erste Liga aufstieg. Mit dem Show-Pony-Gitarren-Ass John Sykes und dem Ex-Persian-Risk-Frontmann Jon Deverill, die beide für das zweite Album, Spellbound, zur Band stießen, sah es so aus, als würde die Band durchstarten. Vor allem hatten sie mit ihrem zweiten Album nicht zuletzt ein essentielles Album für die NWOBHM vorgelegt, das auch heute noch eines der besten Heavy Metal Alben aller Zeiten ist.

Letztendlich aber fielen auch sie der offensichtlichen Gier ihres Labels zum Opfer. Das vierte Album The Cage war zwar ein Hit, aber bei weitem zu glatt, um irgendwie in der Geschichte haften zu bleiben, ganz anders wie Spellbound. Und selbst das Debüt Wild Cat krachte in den britischen Charts auf den achtzehnten Platz und landete damit noch vor Michael Jackson. Und plötzlich sollten sie für den amerikanischen Markt produzieren und mit externen Songwritern zusammenarbeiteten, die eigentlich viel weniger konnten als die Tygers, was sie ja bewiesen hatten.

Da sich die Warteschlangen vor den Arbeitsämtern zwischen 79 und 80 verdoppelten und der Winter der Unzufriedenheit noch in frischer Erinnerung war, verfolgte Geld – oder der Mangel daran – die NWOBHM von Anfang bis zum bitteren Ende. Mit den begrenzten Mitteln, die zur Verfügung standen, förderten die Labels eine Handvoll Hoffnungsträger auf Kosten der anderen. Sie machten es nicht immer richtig, und wie Diamond Head, Raven und die Tygers bewiesen, war ein Vertrag mit einem Major-Label keine Garantie für Ruhm und Reichtum.

Die Londoner Band Elixir, deren selbst finanziertes Debütalbum The Son Of Odin von 1986 als das letzte klassische NWOBHM-Album bezeichnet werden kann, kam erst spät auf die Party, nachdem sie jahrelang darum gekämpft hatte, eine angemessene Unterstützung zu bekommen. Hätte man etwas in die Band investiert, hätte die Band wahrscheinlich ein wirklich professionelles Album gemacht und es weit bringen können.

Nachdem die Szene mit einer wahllosen Fressorgie aufgebläht worden war, bei der sich die meisten etablierten Labels darum drängten, ihre eigene NWOBHM-Band unter Vertrag zu nehmen, wurde das große Geld bald in Richtung der amerikanischen Invasion umgeleitet, die 1983 an Fahrt gewann. Das britische Indie-Label Music For Nations zum Beispiel lizenzierte die Debütalben von Metallica, Megadeth, Manowar und Ratt, um nur einige zu nennen. Die NWOBHM, der plötzlich sowohl das Geld als auch die Aufmerksamkeit fehlte, hatte einfach keine Antwort auf diese neue Spielwiese.

Metallica hat damals alle in seinen Bann gezogen, britische Bands waren nicht mehr angesagt.

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